Samstag, 24. Oktober 2020

Curvature Ajust - Krümmungsradius einstellen beim FLSUN QQ_S Pro

Was ist Curvature Ajust?

Neben dem Autobedleveling des FLSUN QQ-S Pro und Q5 gibt es einen weiteren Menüpunkt im Displaybetrieb, der auch im Handbuch beschrieben ist, der sich Curvature Ajust nennt. Manche fragen sich nun, wozu diese Funktion dient. Zunächst vorab die wirklich gutgemeinte Empfehlung: Wenn alles so läuft wie es soll, bitte nicht daran rumspielen!

Curvature Ajust Funktion beim FLSUN QQ-S. 

Ich habe diese Funktion mal frei "Krümmungsradius einstellen" genannt. Um zu erklären, wozu sie dient muss ich ein wenig ausholen...

Unser Deltadrucker bewegt sich in einem anderen Konzept als kartesische Drucker (Kartesisch = wie der Prusai3, CR-10S, Ender 3 und wie sie alle heißen). Kartesische 3D Drucker, bewegen jeweils eine Achse im Raum, um zu ihrem Zielpunkt zu gelangen. Einmal in X, einmal Y und einmal in Z Richtung.

Deltadrucker arbeiten bekanntermaßen anderes. Um einen Punkt in einer Ebene zu erreichen, müssen die 3 Arme gehoben oder gesenkt werden. Würde man die Arme mit einer Folie bespannen, entstünde bei jeder neuen Position eine Pyramide mit 4 Flächen, ein Tetraeder. Die Berechnungen sind daher komplex und es entstehen Rundungsfehler (zusätzlich zu geringfügigen mechanischen Ungenauigkeiten) Dadurch entstehen winzige Abweichungen bei der Berechnung der Ebene auf der sich die Spitze des Tetraeders bewegt. Dies führt dazu, dass diese aktuelle Arbeitsebene (der aktuelle "Layer") eine leichte Krümmung aufweist und nicht vollkommen plan ist. Die Arbeitsebene des Deltadruckers ist also ein winziger Ausschnitt aus einer Kugel, statt wie beim kartesischen Drucker eine vollkommen gerade Ebene. 

In der Folge setzt die Druckdüse entweder in der Mitte oder zum Rand der Druckplatte hin nicht mehr auf, oder schabt auf ihr weil sie zu tief positioniert wird.

Diese Abweichung kann nun mittels der Curvature Ajust Funktion korrigiert werden. Zunächst wird ein Muster gedruckt, dass nahezu den gesamten Druckbereich überstreicht. Dabei achtet man nun darauf, ob der Druckkopf überall gleichmäßig aufsetzt und das Muster in Form einer Blume oder eines Sterns gleichmäßig ausgebildet wird. Ist der Bereich in der Mitte nicht sichtbar oder wesentlich schwächer als der am Rand (oder umgekehrt) kann man dann über das Display in kleinen Schritten den Druckkopf heben oder senken, bis das Muster vollkommen gleich an allen Stellen des Druckbetts gedruckt wird.

Das Problem der gekrümmten Ebene hat in den ersten Jahren der Deltadrucker dazu geführt, daß dieses Konzept wieder aus dem Blickfeld der 3D Druck Technologie verschwand. Auch das Autobed Leveling konnte da nichts ausrichten, da es über die gesamte Ebene (also den Layer) den Abstand zwar korrigiert, die Abweichung in der Bewegung, durch Berechnungsfehler aber nicht erkennen konnte. Seitdem 32-Bit Prozessoren mit wesentlich höherer Genauigkeit die Berechnungen der Positionen durchführen ist das aber kein Thema mehr. Die verbleibende geringfügige Abweichung kann zudem jetzt noch durch die Kalibrierungsfunktion Curvature Ajust korrigiert werden. 

In der Praxis wird dies aber selten benötigt. Daher sollte man bei Problemen mit der Haftung des ersten Layers zwar durchaus mal die Kalibrierungsblume drucken um das auszuschließen, aber andere Ursachen (Material, Drucktemperatur usw.) in Betracht ziehen.

FLSUN hat ein Video zur Veranschaulichung der Kalibrierung auf Youtube hochgeladen:



Ältere Versionen des QQ-S haben die Kalibrierungsdatei nicht auf der mitgelieferten SD Karte. Ich habe daher ein ähnliches Objekt erzeugt, das man sich hier herunterladen und zum Testen verwenden kann.




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