Freitag, 23. Oktober 2020

FLSUN QQ-S Pro und FLSUN Q5 - zwei Delta 3D Drucker im Vergleich

Die Überraschung des Jahres lieferte der Hersteller FLSUN, der mit zwei neuen Modellen das Comeback des Deltadruckers einläutete und endlich wieder neue Impulse in die seit Jahren stagnierende Entwicklung der 3D Drucker sendete. Geräte auf Basis des betagten Prusa i3 finden sich mittlerweile zuhauf in allen erdenklichen Variationen bis hin zum Creality CR-10. Das Konzept der angetriebenen Plattform hat jedoch ihre Grenzen erreicht. Der Aufwand, der betrieben werden muss, um Vibrationen im Griff und das Druckbild sauber zu halten steigt mit der Größe des Bauraums über die Verhältnisse stark an. Die Ergebnisse allerdings tun es nicht. 

Abbildung von FLSUN Q5 und QQ-S Pro
3D Deltadrucker. Links: FLSUN Q5  Rechts: FLSUN QQ-S Pro 

Es war an der  Zeit, den Delta von Grund auf neu zu denken! Zudem gibt es nun endlich automatische Systeme und geeignete Mainboards um diese einstmals widerspenstigen aber unglaublich schönen und schnellsten(!) 3D Drucker auch für Einsteiger nutzbar zu machen. Das alles zu einem sensationellen Preis und dann auch noch zwei Modelle gleichzeitig? Welche ist denn der Richtige für mich, fragt sich da der eine oder andere. Wir versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen... 

Bei der Entscheidung für das eine oder andere Model spielen mehr als nur die unmittelbare sichtbaren Unterschiede eine Rolle. Preislich liegen sie nicht weit auseinander, so dass ein Blick auf die Merkmale dieser außergewöhnlichen Deltadrucker lohnt, denn jeder der beiden hat seine Stärken, die ihn für bestimmte Anwendungen prädestinieren.


Gemeinsamkeiten

Beide Modelle arbeiten nach dem Prinzip der der Parallelstabkinematik, nennen wir es hier Deltasystem. Dies gewährleistet hohe Druckgeschwindigkeiten (höher als bei vergleichbaren konventionellen 3D Druckern) in Verbindung mit exzellenter Druckqualität (ebenfalls den meisten konventionellen Geräten überlegen). Verantwortlich hierfür ist die besondere Positionierung des Druckkopfes. Er ist das einzige bewegliche Element und sehr leicht. Dadurch kann er schneller beschleunigt und abgebremst werden. Der Ingenieur weiß: Wo viele Teile drin sind, kann auch viel kaputt gehen. Delta Drucker sind prinzipbedingt Minimalisten. Kein Gramm Fett, kein Overengineering mittels Wellen, Lager, Sensoren und Motoren. Durch die Verringerung der benötigten mechanischen Bauteile sind Deltadrucker zudem weniger anfällig für Wartung und Verschleiß. Sie sind echte Dauerläufer im Betrieb, zuverlässig und dabei sehr leise.

Apropos leise: Beide FLSUN Deltadrucker arbeiten jetzt mit TMC Schrittmotortreibern der deutschen Firma Trinamic. Diese sind die leisesten, leistungsfähigsten Module auf dem Markt und bieten die maximale nutzbare Schrittauflösung für 3D Drucker. Druckgeschwindigkeit und Druckauflösung sind bei beiden Geräten gleich. Die minimale Schichtdicke kann in der Praxis bis zu 50 Micron betragen ( 0.05 mm). Die Druckdüse ist bei beiden Geräten 0.4mm im Durchmesser. Diese hat sich als in der Praxis als Optimum zwischen Druckauflösung, Druckgeschwindigkeit und Zuverlässigkeit erwiesen. Kleinere Düsen können jedoch auch bei beiden Druckern installiert werden ( z.B. 0.3 oder gar 0.2 mm Durchmesser) um noch feinere Strukturen herstellen zu können.

Sowohl der Q5, als auch der QQ-S Pro besitzen ein solides Ganzmetallchassis. Dies sorgt für ordentliche Stabilität, Steifheit und dient als Gegengewicht für die bewegten Massen des Druckers.

Beide 3D Drucker haben ein festes, beheizbares Druckbett. Dies bedeutet, dass neben dem gängigen Kunststoffen PLA oder dem Derivat PETG auch die Verwendung von anspruchsvollen Materialien wie ABS, ASA, flexible Materialien wie TPU/TPE und andere möglich ist. Das Druckbett wird bei beiden Geräten mit 24V schnell und homogen aufgeheizt. Die Druckoberfläche aus Glas hat eine strukturierte Oberfläche und besitzt eine innovative Beschichtung, die das gedruckte Objekt so lange fest auf der Plattform hält, bis diese abkühlt. Dann gibt sie es frei und das Ergebnis kann ohne größeren Kraftaufwand einfach abgenommen werden. 

Nach dem Druck ohne Kraft das Objekt abheben! Quelle FLSUN


Beiden Druckern gemein ist ebenfalls das 32-Bit Mainboard Robin MKS. Es handelt sich dabei um eine speziell für 3D Drucker entwickeltes High-Tech Steuerung die den bis heute gängigen 8-Bit Platinen weit überlegen ist. Die höhere Rechenleistung kommt zunächst der komfortablen Bedienung durch ein 3.5" Touchdisplay in Farbe zugute. Die komplexen Berechnungen, die ein Deltadrucker aufgrund seiner Kinematik erfordert, bewältigt es mühelos und somit ohne Verzögerungen. Auch der Verkabelung kommt die gut durchdachte Elektronik zugute. Alle Anschlüsse finden sich auf einer kompakten Platine. Das Mainboard verfügt über zahlreiche Funktionen und Anschlüsse, die viel Spielraum für zukünftige Softwareupdates oder Hardwareerweiterungen bieten.

Der Autobed Leveling Sensor erfasst 27 Meßpunkte
Das Autobedleveling beider Geräte ist einzigartig im Markt und löst ein bis dahin ärgerliches Problem von Deltadruckern. Diese waren in der Vergangenheit nur sehr schwierig einzustellen und erforderten vom Anwender Zeit, Geduld und manchmal sogar zusätzliche Messgeräte. FLSUN hat dies, durch den eigens entwickelten Sensor sehr elegant gelöst. Nach der ersten Inbetriebnahme wird ein kleines Modul mittels Magnethalterung am Druckkopf befestigt und ein voreingestelltes Programm zur Justierung ausgeführt. Alle Schritte erfolgen automatisch. Zusätzlich kann später trotzdem noch mithilfe des Displays feinjustiert werden, wenn es denn erforderlich sein sollte. Andere Fabrikate müssen vor jedem druck eine solche Kalibrierung durchführen, was nicht nur erheblich Zeit kostet, sondern auch fehleranfällig ist.

In dieser Preisklasse sensationell ist ebenfalls die Resume Print Funktion. Diese ermöglicht es, einen unterbrochenen Druck, wieder an der Stelle weiterzuführen, an der es zur Unterbrechung (z.B. ein Stromausfall)  kam. So kann man Filament nachfüllen oder die Farbe wechseln ohne dass ein zuvor stundenlanger Druck vergebens war. 

Beide Drucker verfügen über USB Konnektivität, einen SD Karten Slot um Druckdateien aufzurufen, sowie eine WiFi Verbindung, über die auch Drucke gesteuert und deren Verlauf kontrolliert werden können.

Wie man sieht haben die beiden FLSUN Deltadrucker einiges gemeinsam und können ihre nahe Verwandtschaft nicht verleugnen. 

Unterschiede

Augenfälliges Unterscheidungsmerkmal ist die geringere Größe des Q5. Dies geht auch mit einem etwas kleineren Bauraumvolumen einher (200 x 200 mm vs 255 x 360 mm beim QQ-S Pro). Hier muss man entscheiden, was man überwiegend mit dem Drucker herstellen will. Für viele Anwendungen reicht auch der kleinere Bauraum, zudem können per Software Objekte auch geteilt und einzeln gedruckt werden.

Abmessungen

QQ-S Pro : ca. 100 x 40 x40 cm

Q5: ca. 85 x 40 x 40

Gewicht

QQ-S Pro: 10 Kg

Q5 : 7Kg

(Angaben jeweils ohne Filament)

Bauraum

Q5: 200 x 200 mm

QQ-S-Pro: 255 x 360 mm

(Durchmesser x Höhe)

Anordnung der Elektronik 

Q5: Kopfteil

QQ-S-Pro: Fußteil

Die Platzierung der Elektronik, inklusive des Displays in Verbindung mit der niedrigeren Höhe und Gewicht des Q5 macht ihn perfekt Schreibtischtauglich. Grundsätzlich sollten jedoch alle Arten von 3D Druckern auf einem sehr festen, schwingungsfreien Untergrund stehen. Vibrationen während des Betriebes können zu Artefakten im Druckbild führen. Aufgrund der geringen bewegten Massen, sind Deltadrucker jedoch wesentlich unempfindlicher in dieser Hinsicht als konventionelle 3D Drucker.

Arbeitsgeräusch:

Der FLSUN QQ-S Pro verfügt über zwei integrierte Lüfter, während der Q5 nur einen im Netzteil betreibt. Der Q5 ist daher nochmals leiser als der QQ-S Pro und im Betrieb kaum noch hörbar.

Aufbau:

Aufgrund der verschiedenartigen Architektur und Anordnung der Hauptkomponenten (Fußteil beim QQ-S pro oder Kopfteil beim Q5) gestaltet sich der Aufbau des Q5 nochmals einfacher. Die Kabelwege sind vom Kopfteil aus kürzer und die 3 Linearlager als komplette Module ausgelegt. Der ohnehin kleinere Q5 kann daher für den Transport noch wesentlich kompakter und mit weniger Bauteilen zusammengepackt werden.

Empfehlung für Einsatzgebiete:

Wir halten beide 3D Drucker ausdrücklich für einsteigergeeignet. Der FLSUN Q5 füllt eine Lücke im Markt für kompakte und trotzdem schnelle und präzise 3D Drucker, die zudem für den Dauerbetrieb geeignet sind. Dies aufgrund der hohen Arbeitsgeschwindigkeit, des leisen Arbeitsgeräusches und vor allem der intuitiven Benutzeroberfläche per Touchdisplay.

Beide Drucker eignen sich daher für

  • Werkstatt 
  • Labor
  • Schule 
  • Hobby 
  • gewerblichen (Dauer-) Einsatz

Den etwas kleineren Q5 kann man schnell und leicht zerlegen und dann an einem anderen Ort wieder aufbauen. Der Q5 wird derzeit weltweit schon für kleine 3D Drucker Farmen genutzt, die viele dieser Geräte parallel laufen lassen. Dort ist die geringere Größe ein starker Vorteil, ebenso der geringere Stromverbrauch. Daher sehen wir ihn auch als mobilen 3D Drucker geeignet, während der FLSUN QQ-S Pro seine ganzen Stärken vor allem im stationären Betrieb ausspielen kann.

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1 Kommentar:

  1. Leider scheint mein Q5 gekauft im Oktober 2020 kein Wifi Modul zu besitzen. Er zeigt als Board MKS Robin_Nano und als Firmware 2.5 an. Benötige ich ein Softwareupdate, oder gibt es verschiedene Versionen?

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